Als sich 1764 der in Köthen geborene Gambenvirtuose Carl Friedrich Abel {1723-1787) und der Leipziger Johann Christian Bach {1735-1782), jüngster Sohn des genialen Johann Sebastian Bachs, in London trafen, haben sie ein sehr erfolgreiches Konzertunternehmen gegründet.
„Bach-Abel Concerts“ war die erste Abonnementskonzertreihe der englischen Geschichte. Nicht jeder konnte es sich leisten ein Abo zu kaufen; der Eintritt war nicht nur teuer sondern auch nur für die High Society möglich. Bach und Abel hatten die musikalische Leitung, traten auch zusammen auf und komponierten Musik aller Gattungen dafür. Die „Bach-Abel Concerts“ waren 17 Jahre lang die beliebteste Veranstaltung des gesellschaftlichen Lebens Londons und haben um sich herum die besten Musiker und Komponisten, die Musik für die Reihe geschrieben haben, versammelt.
Vorrangig wurden Kompositionen von Kammermusik verlangt, die man danach schnell herausgeben und verkaufen konnte. Das wurde der Grund der Konstellation, die Sie heute auf der Bühne sehen und hören: in einer klassischen Besetzung – Flöte, Geige, Violoncello – nimmt auch die Viola da gamba teil. Zu der Zeit war sie schon fast aus der Solo- und Kammermusik verschwunden. Abel war der letzte „Ritter“ dieses Instruments und mit seinem Tod 1787 gerät die Gambe in völlige Vergessenheit. Obwohl er ebenfalls sehr gut Violoncello spielte, komponierte jedoch die Gambe seine besten Werke. Für die Kammermusik bevorzugte er öfter die gewöhnliche Bratschen-Stimme auf der Viola da gamba zu spielen. Der Tonumfang der Gamben-Stimme ist ähnlich wie der der Bratsche, von der Spieltechnik her wird jedoch mehr Virtuosität verlangt. Auch die anderen Komponisten in London haben in ihren Werke an die Viola da gamba gedacht.
Als die Werke dann herausgegeben wurden, haben die Verlage die Stimme jedoch wieder gegen eine für Bratsche getauscht. Die Noten mussten sich gut verkaufen, denn bei den Käufern waren so gut wie nie Gambisten dabei. Deswegen verbirgt ein größerer Teil des gedruckten Notenmaterials die wahre Instrumentierung und wir müssen selbst herausfinden, für welches Instrument die bestimmten Stücke ursprünglich gedacht waren.
In der Konzertreihe wurden u.a. auch viele Werke von Joseph Haydn {1732-1809) aufgeführt, sodass das Londoner Publikum seine Musik schon viel früher als ihn selbst kannte. Als Haydn 1790 der Einladung seines deutschen Impresarios Johann Peter Salomon folgte, wurde er schnell berühmt und auch zu seinen bekanntesten Werken, wie z. B. die Sinfonie mit dem Paukenschlag oder die Londoner Sinfonie, inspiriert. Dem Londoner Publikum haben wir wohl auch das Flöten-Trio aus unserem Programm zu verdanken, denn es schien dieses Instrument sehr zu schätzen. Sonst weist der Großmeister der klassischen Kammermusik, Haydn, die Flöte in nur weniger seiner übrigen Werken eine zentrale Rolle zu.
Nach England kommen in dieser Zeit auch andere Komponisten vom Kontinent. So auch der italienische Cellist und Komponist Giovanni Battista Cirri {1724-1808) und der Opernsänger Tomaso Giardani {1730-1806), die nach England übersiedelten und sich in London niederließen. Der österreichische virtuose Barytonspieler *- Andreas Lidl {1740-1789) war erst als Cellist und Kapellmeister der Hofkapelle der Familie Esterhazy tätig. Nach Auflösung der Hofkapelle war er als reisenden Virtuose in Paris, Augsburg, Berlin zu hören. 1777 kam dann nach in London, wo er bis zum Ender seines Lebens geblieben ist. In London hat Lidl seine eigentlich für das Baryton geschriebenen Sonaten für die Violine ausgegeben.
In England waren die Streichquartette sehr populär, beispielsweise in London zu jener Zeit, war auch die Flöte ein vom Publikum sehr geliebtes Instrument. Gerade deswegen haben viele Komponisten für diese besondere Besetzung-ein Flötenquartett, in der die Flöte nicht die erste Geige ersetzt sondern eine eigene obligate Stimme hat, geschrieben.
